COVID-19 hat die Busbranche enorm getroffen. Wie unterstützt Daimler Buses seine Kunden? Welche Schutzmaßnahmen gibt es für Fahrer und Fahrgäste? Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses, gibt einen Überblick.
„Die Sorgen unserer Kunden im Blick“.
Interview mit Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses.
Herr Oberwörder, die COVID-19-Pandemie ist in allen Bereichen unseres Lebens deutlich spürbar. Wirtschaftlich leidet die Omnibusbranche besonders, denn der Reiseverkehr war komplett zum Stillstand verurteilt. Wie ist Daimler Buses mit dieser schwierigen Situation umgegangen?
Wie Sie sich vorstellen können, war das zweite Quartal, also die Zeit von April bis Juni 2020, kein leichtes Quartal für Daimler Buses. Die Einbrüche auf den weltweiten Busmärkten waren deutlich spürbar. Nahezu alle unsere Kernmärkte wie z. B. Europa, Brasilien oder Mexiko waren einem starken Markt- und Absatzeinbruch durch COVID-19 betroffen. In unseren deutschen Produktionsstätten haben wir im Frühjahr Kurzarbeit eingeführt. Gleichzeitig wurden für den Wiederanlauf der Fertigung in der Osterwoche Schutz- und Hygienemaßnahmen beschlossen und Arbeitsplätze entsprechend umgestellt. Doch wir schauen nicht nur auf uns, sondern haben stets auch die Bedürfnisse und Sorgen unserer Kunden im Blick.
„Doch wir schauen nicht nur auf uns, sondern haben stets auch die Bedürfnisse und Sorgen unserer Kunden im Blick.“
Können Sie das weiter ausführen? Wie sieht die Situation im Reise- vs. Linienbusgeschäft aus?
Je nachdem, ob unsere Kunden im Reisebusgeschäft oder im ÖPNV tätig sind, gestaltet sich deren Situation sehr unterschiedlich. Wie Sie schon sagten, stand der Reisebusverkehr für mehrere Wochen komplett still. Bei anstehenden Auslieferungen von Reisebussen haben wir daher gemeinsam mit dem Kunden besprochen, wann für ihn der richtige Zeitpunkt ist, das neue Fahrzeug tatsächlich zu übernehmen und haben hier zum Beispiel auch mit Finanzierungslösungen unterstützt. Im städtischen Nahverkehr hingegen stand ein ganz anderes Thema im Vordergrund, nämlich wie sicher das Fahrern im Stadtbus ist und wie man den Fahrer am besten schützt. Fahrer von Stadtbussen gehören gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie zu den systemrelevanten Arbeitskräften: Ohne ihren Einsatz ist der öffentliche Personennahverkehr nicht denkbar. Gleichzeitig sind sie durch den Kontakt mit zahlreichen Menschen einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Aus diesem Grund bieten wir seit einiger Zeit Fahrerschutztüren mit vollflächigen Trennscheiben an. Die Nachrüstlösungen aus Sicherheitsglas oder hochwertigem Kunststoff Polycarbonat waren zunächst für den Mercedes-Benz Citaro sowie für den Setra LE business verfügbar. Mittlerweile sind auch für die Setra Reisebusse der 500er-Baureihe und den Mercedes-Benz Tourismo Fahrerschutztüren bestellbar. Lösungen für den Intouro und den Minibus Sprinter City 75 folgen in Kürze.
Und wie sicher ist es für die Fahrgäste im Bus zu fahren? Wie sieht es beispielsweise mit dem Thema Klimaanlage und Frischluft aus? Bei Menschen in einem geschlossenen Raum tauchen unweigerlich Bedenken wegen Infektionsgefahren auf?
Wir versuchen seit einiger Zeit publik zu machen, dass es keine Gefährdung ist, den Bus zu nehmen. Im Stadtbus werden fast alle zwei Minuten die Türen geöffnet und es findet ausreichend Frischluft-Austausch statt. Aber auch im geschlossenen Bus müssen sich Passagiere keine Sorgen machen: Unsere Fahrzeuge verfügen über leistungsstarke Klimatisierungssysteme mit hohem Luftdurchsatz, die im Zusammenspiel mit geschlossenen Türen und Fenstern ihre maximale Effizienz entfalten. Je nach Klimaanlage ist ein kompletter Luftaustausch unter einer Minute möglich. Abhängig vom Omnibustyp, der Außentemperatur und der Art der Klimaanlage ist ein Frischluftanteil von bis zu 100 Prozent im Fahrzeuginnenraum möglich. Aber wir wollen uns mit dem Ist-Zustand natürlich nicht zufriedengegeben. Deshalb haben wir unverzüglich eine Task Force auf die Beine gestellt, die sehr rasch konkrete Maßnahmen realisiert hat.
„Unsere Fahrzeuge verfügen über leistungsstarke Klimatisierungssysteme mit hohem Luftdurchsatz, die im Zusammenspiel mit geschlossenen Türen und Fenstern ihre maximale Effizienz entfalten.“
Können Sie uns einen Überblick der Maßnahmen geben? Was haben Sie mit Blick auf den Fahrgastraum unternommen?
Neben den bereits genannten Fahrerschutztüren, die als Nachrüstlösung zur Verfügung stehen, haben wir bereits zu Beginn eine praktische Handlungsempfehlung für das Durchspülen der Omnibusse mit Frischluft und zur Bedienung der Klimaanlage erstellt. Seit einiger Zeit setzen wir in den Klimaanlagen unserer Reisebusse jetzt auch neue Aktivfilter ein. Die mehrlagig progressiv aufgebauten Hochleistungs-Partikelfilter verfügen zusätzlich über eine antivirale Funktionsschicht. Sie filtern selbst feinste Aerosole, die Viren übertragen könnten. Die Aktivfilter gibt es für alle unsere Reisebusse, serienmäßig für Neufahrzeuge, ebenfalls zur Nachrüstung. Aktivfilter für den Citaro folgen noch in diesem Jahr. Fahrgäste erkennen Omnibusse mit Aktivfilter an einem gut sichtbaren Aufkleber im Einstiegsbereich. Auf Wunsch können Unternehmen die Austauschrate der Luft im Innenraum nochmals erhöhen. Nicht zuletzt haben wir sensorgesteuerte kontaktlose Spender für Desinfektionsmittel ins Programm aufgenommen. Darüber hinaus betreiben wir gerade sehr viel Recherche und arbeiten intensiv an verschiedenen weiteren Themen.
Gibt es auch Hygiene-Vorkehrungen, wenn ein Omnibus zum Service in die Werkstatt rollt?
Auch darum haben wir uns gekümmert. Das beginnt mit der Annahme des Fahrzeugs im Freien ohne unmittelbaren Körperkontakt auf dem Hof des OMNIplus Stützpunkts. Innerhalb der Gebäude helfen Bodenmarkierungen und Desinfektionsspender. Bestellte Ersatzteile werden zur Übergabe auf einer Theke deponiert. Ob Fahrzeugschlüssel, Lenkrad oder Bedientasten – alle berührten Teile eines Omnibusses werden sorgfältig gereinigt. Vor allem aber lüften Mitarbeiter die Fahrzeuge gründlich – 20 Minuten im Freien vor jeder Fahrzeugbewegung und ebenfalls vor der Rückgabe des Omnibusses an den Kunden. Wer ganz auf die Fahrt zum Service-Stützpunkt verzichten will, kann den Abhol- und Bring-Service nutzen.
Ein Effekt der Pandemie ist, dass die Digitalisierung in der Wirtschaft vorangetrieben wird. Gilt das auch für die Busbranche?
Auf jeden Fall. Gerade jetzt sind die digitalen Services von OMNIplus ON hochaktuell. Mein Tipp für Busunternehmen mit eigener Werkstatt: Nutzen Sie OMNIplus ON commerce und den dort angegliederten OMNIplus eShop. Er bietet einen direkten schnellen und zuverlässigen Zugriff auf das komplette Teileangebot und zeigt automatisch die Verfügbarkeit der Teile beim Servicepartner an. Die Ersatzteilbeschaffung funktioniert damit völlig kontaktlos, zudem rund um die Uhr und sogar von unterwegs per Smartphone – ein klarer Vorteil besonders in COVID-19-Zeiten.