Mit der Restaurierung eines 60 Jahre alten Setra S 6 hat sich der griechische Unternehmer Jannis Makris einen lang gehegten Traum erfüllt.

SetraWorld Magazin
Mit viel Liebe zum Detail.
Der Setra S 6 Oldtimer des Athener Unternehmers Jannis Makris.
Mit viel Liebe zum Detail.
Wenn Jannis Makris mit seinem Setra eine Ausfahrt ins weitläufige Umland seiner Heimatstadt Athen unternimmt, begleiten ihn viele neugierige Blicke staunender Passanten. Denn sein 60 Jahre alter Setra S 6 ist nicht einfach nur ein Oldtimer-Bus. Der Anblick des perfekt restaurierten 6,70 Meter kurzen 22-Sitzers mit seiner aus der Zeit gefallenen, rundlichen Karosserieform erobert die Herzen im Sturm.
Liebe zu Setra seit Kindheitstagen.
Makris‘ Liebe zu Omnibussen reicht lange zurück. In den frühen 1960er Jahren gehörten Setra Omnibusse zum Fuhrpark des elterlichen Betriebs. In Zeiten des aufkommenden Tourismus waren Busreisen in Griechenland besonders beliebt. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie schön es war, in einem Setra S 10 mitzufahren“, erzählt der 63-jährige Grieche. Auch, wenn es das Busunternehmen des Vaters längst nicht mehr gibt – die Liebe zu den Omnibussen der Marke Setra ist bis heute geblieben.
„Ich halte den Setra S 6 für den schönsten Bus, der je konstruiert wurde.“
Ein Setra hat es Jannis Makris besonders angetan: der S 6. Der Clubbus punktete bei seiner Vorstellung 1955 mit konstruktiven Finessen wie Einzelradaufhängung vorn und hinten und einem Fahrkomfort, den man sonst nur bei Pkws kannte. Auch das einzigartige Design übt auf Makris eine Faszination aus: „Ich halte den Setra S 6 für den schönsten Bus, der je konstruiert wurde.“ Im Jahr 2010 – er hatte selbst gerade die 50 überschritten – beschloss der erfolgreiche Unternehmer für Beschattungssysteme, sich endlich den lang gehegten Wunsch vom eigenen S 6 zu erfüllen.
Jede Schraube wiederverwendet.
Es sollte fünf Jahre dauern, bis Makris endlich ein geeignetes Fahrzeug fand. Ein Autotransporter brachte das nicht fahrfähige Wrack von Bitburg (Deutschland) nach Athen, wo es der neue Besitzer gemeinsam mit Freunden und Mitarbeitern in der firmeneigenen Werkstatt zunächst Stück für Stück zerlegte. „Der damalige Zustand war ziemlich erbärmlich“, berichtet Jannis Makris. „Nach 1,5 Millionen Kilometer Laufleistung und 25 Jahren in einer Scheune fehlten nicht nur die Sitze und die Mittelkonsole, es gab auch Durchrostungen und mechanische Mängel. Meine Familie war sehr skeptisch, ob daraus jemals ein fahrbarer Omnibus werden würde.“
Restauration nach dem Vorbild der Archäologen.
Vier lange und arbeitsreiche Jahre der Restaurierung liegen hinter ihm. Besonders stolz ist Jannis Makris nicht nur auf das gelungene Ergebnis, sondern auch darauf, wie er und sein Team es geschafft haben, das Fahrzeug quasi in den Originalzustand zurückzuversetzen. „Beim Zerlegen sind wir auf 'archäologische Weise‘ vorgegangen. Sprich: Wir haben jedes Teil, das wir abgebaut haben, aufbereitet, fotografiert, in einen Beutel gepackt und beschriftet.“ Diese akribische und eher langwierige Methode ermöglichte es, später alles wieder exakt zuzuordnen und zusammenzufügen und möglichst viele Teile wieder zu verwenden.
„Nahezu 100 Prozent der Teile sind original, sogar die Schrauben. Ich war überrascht, von welch guter Qualität das Material und die Verarbeitung damals waren“, sagt Makris. Was nicht mehr im Original vorhanden war, hat der Setra Liebhaber nach und nach besorgt. „Wir brauchten sehr viel Geduld, bis wir alles zusammen hatten. Aber wir haben es tatsächlich geschafft.“ Fehlendes wurde originalgetreu mit viel Aufwand in Eigenregie produziert. Sogar die Netze an den Sitzen sind handgeknüpft – wie bei der Auslieferung 1962.“
„Nahezu 100 Prozent der Teile an diesem Bus sind original, sogar die Schrauben.“
Auszeichnung für perfekte Restaurierung.
Seit 2019 erstrahlt der Setra S6 in klassisch beige-roter Lackierung und macht seinem Besitzer viel Freude. „Die erste Testfahrt nach der Restaurierung – das war ein unbeschreiblich bewegender Moment“, erinnert sich Jannis Makris, „einfach loszufahren und zu sehen, dass die vier Jahre Arbeit nicht umsonst waren.“ Die Bestätigung von unabhängiger Seite folgte umgehend. Als Makris mit seinem Setra 2019 erstmals bei einem Oldtimer-Treffen vorfuhr, kürte die Jury den S 6 unter 250 Teilnehmern zum „Best of the Show“. „Einige Oldtimer-Freunde vermuteten sogar, dass der Bus wegen seiner Perfektion bis ins Detail nicht restauriert, sondern seit Jahrzehnten irgendwo versteckt gewesen sein müsse“, erzählt der 63-Jährige sichtlich stolz.
„Die erste Testfahrt nach vier Jahren Restaurierung – das war ein unbeschreiblich bewegender Moment.“
So überzeugt ist Jannis Makris von der sprichwörtlichen Setra-Qualität, der er keinen Zweifel daran hegt, dass der 60 Jahre alte Setra S 6 noch einmal so viele Jahre überleben kann – pflegliche Behandlung und eine bescheidene Kilometerleistung von fünf- bis sechstausend Kilometer pro Jahr vorausgesetzt. Noch bewegt Makris seinen Oldtimerbus ausschließlich selbst. „Aber nach und nach bringe ich meinen beiden erwachsenen Söhnen bei, wie man einen Setra S 6 richtig fährt“, erzählt der Familienvater schmunzelnd. Die Liebe zu Setra Omnibussen haben sie ohnehin schon längst von ihm geerbt.