Was hat die neue Setra MultiClass 500 mit dem Theater zu tun? Stefan Handt, Chefdesigner Daimler Buses, erklärt das außergewöhnliche Design der Setra Überlandbus-Baureihe.
Vorne Parkett. Hinten Loge.
Das einzigartige Design der neuen MultiClass 500.
"Das ist von vorne bis hinten ein echter Setra“, eröffnet Stefan Handt das Gespräch über die neue Baureihe. Das Fahrzeug zur Weltpremiere, ein rund zwölf Meter langer S 515 LE, schimmert sanft in Honiggelb-Metallic. Ein Überlandbus mit Wow-Effekt.
Regie geführt hat beim Design der neuen MultiClass 500 wieder Stefan Handt. Der Daimler Buses Chefdesigner und sein Team haben schon bei der neuen Generation der TopClass und ComfortClass 500 ihr gestalterisches Können unter Beweis gestellt.
Ein Omnibus-Gesicht, das blinzeln kann.
Was gleich auffällt: Auch die MultiClass 500 trägt das neue Setra Familiengesicht, eingeführt im vergangenen Jahr mit der neuen Reisebusgeneration. Die typischen Erkennungsmerkmale: verchromter Setra Markenschriftzug, Kässbohrer-Markenplakette und schwarze Scheinwerferblende. Alle Features sind bis ins Detail ausgearbeitet und bilden zusammen eine harmonische Einheit.
Handt deutet auf die Voll-LED-Beleuchtungselemente oberhalb der Scheinwerfer. Sie erinnern an Augenbrauen, vereinen Blinker, Positionslampen und Tagfahrlicht. Wie zum Beweis verschwindet Handt schnell im Cockpit und lässt den Leuchtleiter einmal abwechselnd blinzeln.
Effizient: Die Beleuchtungselemente sind links wie rechts identisch und auch bei den Reisebussen zu finden – ein Teil, zwei Positionen, drei Baureihen. „Gemeinsame Designmerkmale sorgen für den Wiederkennungswert der Marke“, erläutert der Designer. Und fügt umgehend hinzu: „Die Verwendung einheitlicher Bauteile senkt natürlich auch die Kosten und reduziert die Lagerhaltung für den Kunden.“
„Die neue Setra MultiClass 500 ist in ihrem Design modern, unverwechselbar und dabei zeitlos.“
Design auf höchster Stufe.
Bei der Karosseriegestaltung ging das Daimler Buses Design-Team komplett neue Wege. Die Seitenansicht der MultiClass 500 ist spektakulär. „Wir haben das Low-Entry-Konzept konsequent in den Design-Prozess miteinbezogen“, erläutert Handt. Daher kam es auch nicht in Frage, den typischen stufenartige Versatz – vorne niedrig, hinten hoch – mit allerhand Kunstgriffen zu kaschieren. Ganz im Gegenteil, er wurde bei der neuen Baureihe ausdrücklich betont.
Handt deutet auf eine unübersehbare Blende zwischen den beiden Fahrzeugsegmenten: keine aufgeklebte Folie, sondern eine Aluminiumblende, lackiert in der Wagenfarbe. Sie teilt die Seitenansicht in Parkett und Loge, in Stadtbus vorne und Reisebus hinten. Diese funktionale Trennung so im Fahrzeugdesign herauszuarbeiten, hat sich bisher noch keiner getraut.
„Diese Buskategorie ist ein Grundpfeiler der Mobilität, und hat es verdient, mit Respekt und Passion gestaltet zu werden.“
Ein Dach, das schwebt.
„Design muss fließen“, so Handt. Wichtig waren ihm weiche Übergänge und harmonische Proportionen. Die Ecken der Blende wurden daher abgerundet, sie nehmen dem Setra die typische Linienbus-Kantigkeit.
Zusammen mit den dunkel eingefassten, ebenfalls abgerundeten A-Säulen vorne und den ebenso geformten Eckprofilen hinten entsteht so ein besonderer optischer Kniff. Stefan Handt: „Das Dach scheint über der Karosserie zu schweben.“
Tatsächlich: eine luftig-leichte Gestaltung, branchenweit einzigartig – welch ein Kontrast zur Strenge herkömmlicher Überlandbusse.
Funktionalität als Design-Aspekt.
Die neue Setra MultiClass 500 ist optisch völlig eigenständig. Und doch: Vom Bug bis zum Heck haben auch wirtschaftliche Aspekte eine Rolle gespielt. Außer den Beleuchtungselementen stammen zum Beispiel auch Windschutzscheibe oder die Motorraumklappe und der Heckstoßfänger aus dem großen Teileregal von Daimler Buses. Die neuen Rückleuchten weisen dabei eine bekannte Grundform auf. Das alles senkt Reparaturkosten und vereinfacht die Ersatzteilhaltung. „Gutes Design kann sogar sparen“, lächelt Stefan Handt.
Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung.
Setra MultiClass 500, das bedeutet Überlandbus nach Maß. Deutlich wird dies beim Blick ins Cockpit. Das im gelben S 515 LE verbaute Cockpit Basic ist für den Überlandeinsatz gedacht und hat in Form und Ausstattung bereits Reisebusniveau. „Es gibt drei unterschiedliche Cockpitversonen. In jeder Ausführung spiegelt sich die Qualität der Marke Setra wider“, ist es dem Designer wichtig zu betonen.
Aber auch die Funktionalität des Arbeitsplatzes ist Design-Sache. Damit jeder Handgriff des Fahrers sitzt, wurden im Vorfeld aufwändige Anwendertests mit Busfahrern durchgeführt. Die Ergebnisse flossen zum Beispiel in die neue Gestaltung der Ablageflächen ein.
„Wir wollten das Wesen des Low Entry Busses nicht verstecken, sondern seinen Charakter zur Geltung bringen.“
Das Interieur: von variabel bis komfortabel.
Auch beim Fahrgastraum liegt die Betonung auf einem Mix aus Komfort und Funktionalität. Das Interieur der neuen MultiClass 500 ist extrem flexibel. Ob Podeste, Bestuhlung, Gepäckablagen – alles kann, nichts muss. Und sieht gut aus, Designer Handt deutet auf den Mix aus hellen und dunklen Verkleidungen.
Handt demonstriert anhand des Premierenmodells, wie funktionell und doch behaglich ein Low-Entry-Überlandbus ausgestattet sein kann, der häufig eher sachlich-nüchtern unterwegs ist. Dieser S 515 LE empfängt seine Passagiere mit einem Boden in gedeckter Holzoptik und Haltestangen aus blitzendem Edelstahl. Sie nehmen auf der Überlandbestuhlung Setra Transit mit gediegenen schwarz-blauen Polstern und Kopfteilen in Composition Tiefschwarz Platz. Behaglichkeit und Farbe bringt die Verkleidung der Seitenwände mit Nadelvlies „Ocean“ in den Fahrgastraum.
Die neue Setra MultiClass 500 ist ein funktioneller und höchst wirtschaftlicher Überlandbus. Und doch „ein Omnibus mit Wohlfühleffekt,“ so Stefan Handt. „Die Passagiere sollen gerne einsteigen und mitfahren“, so der Designer. „Ganz gleich ob im Parkett oder in der Loge.“