Eine Überlandbusreihe in vier Längen. Zwei Projektleiter mit zusammen 37 Jahren Omnibus-Erfahrung. In diesem Artikel über die neue Setra MultiClass 500 geht es nicht nur um beeindruckende Zahlen, sondern auch um viel Leidenschaft.
Mit doppelter Leidenschaft.
Bei der Entwicklung der Setra MultiClass 500 war nicht nur technischer Sachverstand gefordert.
Selbstbewusst schaut der neue MultiClass S 515 LE in die Omnibuswelt. Von Zurückhaltung keine Spur. Mit seiner Lackierung in Honiggelb-Metallic setzt sich der Überlandbus bei seinem ersten Auftritt glanzvoll in Szene. Ganz so, als ob er die volle Aufmerksamkeit genießt, die auf ihm liegt.
Internationales Projekt.
Eingefunden zum ersten Auftritt des Premierenmodells haben sich gleich zwei Projektleiter. Tobias Ell hatte in Neu-Ulm seine Hand über der Entwicklung der MultiClass 500. Jetzt, wo der neue Low Entry in seine nächste Lebensphase tritt, übernimmt sein Kollege Etken Ires den Staffelstab. Er ist im Werk Hosdere in der Türkei ebenfalls in der Entwicklung angesiedelt.
Tobias Ell: „Die türkischen Kollegen haben bereits in der Entwicklung wesentliche Arbeiten übernommen. Bei Daimler Buses sind wir im Arbeitsprozess ohnehin international aufgestellt und das Team begegnet sich daher regelmäßig am Bildschirm.“
Im Ergebnis zahlen sich 37 Jahre geballte Omnibus-Erfahrung, die beide Projektleiter zusammen in die Waagschale werfen, aus. Aber nicht nur, wie Ires ergänzt: „Die Zusammenarbeit mit Tobias war geprägt von der gemeinsamen Leidenschaft für das Projekt MultiClass 500. Klar, im Bus steckt viel Technik und Ingenieurskunst, aber auch viel Liebe zum Detail.“
Entwicklung über drei Jahre.
Vor drei Jahren begann die Entwicklung des neuen Überlandbusses. Zwar hat der Setra mit dem Vorgängermodell kaum etwas gemein, dafür speziell im Heck Einiges mit dem kurz zuvor in der Entwicklung gestarteten Hochboden-Kollegen Mercedes-Benz Intouro. Man hat also nicht bei Null auf dem berühmten weißen Blatt Papier angefangen. „Es war ein graues Blatt“, findet Ires ein hübsches Bild.
Auf diesem Blatt Papier ist ein attraktiver Überlandbus in vier Längen entstanden. „Die MultiClass 500 erfüllt mit ihrer Wirtschaftlichkeit und Vielseitigkeit typische Ausschreibungskriterien für das preissensible Low-Entry-Segment“, so Ell, „Setra steht für Individualität, wir erfüllen alle Kundenwünsche.“ Auch jene nach einem Niederflur-Citybus. „Wir haben jetzt erstmals einen Setra Low Entry mit Stadtbusgenen“, ist Ires wichtig. Die neue MultiClass 500 – viel mehr als ein Überlandbus.
Deutlich wird das auf den ersten Blick. „Das neue Design ist ein echter Hingucker“, freut sich Tobias Ell über das Frontdesign ganz im Stil der Setra Reisebusse, die Voll-LED-Beleuchtung und die extravagante Seitenansicht mit der markanten Zweiteilung in Nieder- und Hochflurbereich.
„Der neue Low Entry soll alles können, das war unser erklärtes Ziel.“
Vielfalt, die begeistert.
Ires nennt gleich praktische Vorzüge: „Wir haben jetzt viel mehr Türvarianten“. Einzel- und Doppeltüren, optional eine dritte Tür für alle Modellvarianten, dazu „alle drei Türvarianten, Innen- und Außenschwenktüren sowie Schwenkschiebetüren“.
Die neue MultiClass 500 kommt ihren Besuchern als Low Entry mit zusätzlichem Kneeling freundlich entgegen. Ell weist auf den Fahrerarbeitsplatz: „Es gibt drei verschiedene Cockpits, die besonders hochwertigen Basic und Basic City und erstmals das VDV-Cockpit.“ Da ist er wieder, der variable Überlandbus, der auch ein vollwertiger Stadtbus sein kann und sich problemlos in bestehende Flotten integriert.
Das zeigt auch der Blick in den Fahrgastraum mit einer außergewöhnlich variablen Einrichtung. Podeste, Podeste links oder rechts, keine Podeste. Dann können Rollstuhlfahrer sogar vorne zusteigen und zu ihrem Platz gelangen. Den anderen Passagieren steht ganz nach Einsatzprofil der MultiClass die passende Bestuhlung zur Verfügung. Von der leichten Sitzschale mit Cantilever-Sitzgestell im Niederflursegment ohne Stuhlfüße über klassische Überlandsitze bis zur bequemen Reisebusbestuhlung. Darüber viel Raum, oder Gepäckablagen.
„Der neue Low Entry soll alles können, das war unser erklärtes Ziel“, betont Tobias Ell. Oder, wie Etken Ires formuliert: „Unsere Kunden sind völlig frei in ihren Entscheidungen über die Ausführung.“
„Wir haben jetzt erstmals einen Setra Low Entry mit Stadbusgenen.“
Ausstattung mit Mehrwert.
Das gilt auch für den Antrieb, das zeigt ein Blick hinter die Motorklappe. Dort stecken bewährte abgasarme Dieselmotoren. Dazu die besonders sparsame Hybridvariante, ideal für Strecken mit vielen Stopps und Haltestellen. Alles gekoppelt mit unterschiedlichsten Getrieben – mehr geht nicht.
Wie auch bei den Assistenzsystemen. Tobias Ell nennt den Fahrweisen-Assistenten Driver Score, auch Predictive Powertrain Control (PPC). Der vorausschauende Tempomat kennt nun auch Landstraßen, verzögert selbständig vor Kreisverkehren, vor scharfen Kurven oder Kreuzungen, an Ortseinfahrten. „PPC entlastet den Fahrer und ist vor allem für Flottenbetreiber wichtig“, empfiehlt Ell. Sein Kollege fügt den aktiven Bremsassistenten Preventive Brake Assist 2 an und dem Abbiege-Assistenten Sideguard Assist. Beide perfekt für den Linienbetrieb – Sicherheit und Setra, das ist eins. Fehlt noch was? „Das 360°-Kamerasystem“, fällt Tobias Ell ein, „es steigert Komfort und Sicherheit.“ Und die elektronische Feststellbremse, „ein echter Sicherheitsgewinn.“
Setra heißt auch Qualität. Etken Ires hat sie im Blick, deutet auf enge und gleichmäßige Spaltmaße schon am Premierenmodell. „Unsere Mannschaft freut sich auf die neue Baureihe.“ Sowohl der erste Rohbau ist im Werk Hosdere entstanden als auch die vier Prototypen. Vor dem Serienbeginn im Sommer sind noch sechs Vorab-Fahrzeuge geplant. Sie werden vom Vertrieb mit den Augen der Kunden und vom Aftersales kritisch begutachtet. Ires: „Der Aftersales war frühzeitig eingebunden, damit alle Kritikpunkte abgearbeitet werden konnten.“ Auch jene vom Vorgänger.
Ausgiebig getestet.
Vor dem Serienanlauf stehen die typischen Härtetests nach dem umfangreichen Prüfkatalog von Daimler Buses. Aber auch später in der Serie wird jedes einzelne Exemplar vor der Auslieferung gründlich geprüft: Klimatest, Dichtigkeitsprüfung mit einem extremen Regenschauer, Probefahrt mit geschulten Mitarbeitern. Ell: „Die neue Setra MultiClass 500 LE ist keine Banane, die erst beim Kunden reift.“ Hier sind Kenner und Könner am Werk. Mit Erfahrung und Leidenschaft. Man kann es bereits am Premierenmodell sehen und spüren.